01 - Botschaft aus Stein by Hubert Haensel

01 - Botschaft aus Stein by Hubert Haensel

Autor:Hubert Haensel [Haensel, Hubert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-09-10T12:29:46+00:00


»Haben wir schon den Tod besiegt?« Bransons Haltung, seine Stimme, alles an ihm wirkte mit einem Mal angespannt.

Tom wollte schon abwehren, als er den tieferen Sinn in der Frage verstand, antwortete dann aber doch zögernd:

»Im Glauben vielleicht. In der Realität eher nicht. Zugegeben, die Menschen werden immer älter, aber das ist den Lebensumständen und der Medizin zu verdanken.« »Wie alt sind Sie, Tom?« »Vierundfünfzig.«

»Sie sehen jünger aus. Hat Ihnen das schon jemand gesagt? Geschätzt Mitte dreißig.«

Mit dem Fingernagel stocherte Ericson zwischen seinen Zähnen herum. Er zuckte die Achseln. »Wenn Sie es wissen wollen, Seymor: Ich habe vor ein paar Jahren den Jungbrunnen gefunden.« Er grinste breit, als sein Gegenüber verdutzt dreinschaute, und fügte hinzu: »Sobald ich einen Rechtsstreit mit der Coca Cola Company hinter mir habe, ziehe ich das Zeug auf Flaschen.«

Nun grinste auch der Grabungsleiter - eine Zehntelsekunde. Höchstens. Dann wurde Branson sofort wieder ernst.

Seine Hand mit der Kaffeetasse zitterte leicht, als er sich erhob. Er ging ein paar Schritte tiefer in den Raum hinein.

»Falsche Voraussetzungen«, sagte er hart und ohne sich umzuwenden. »Die Leere in der Unterwelt heißt nicht, dass die Menschen nicht mehr sterben. Sehen Sie sich die Darstellungen des oberen Stockwerks an, Tom. Der Himmel quillt über vor Leben - und er wird von vielen Statuen des Feuergottes flankiert. Die Menschen sterben eines gewaltsamen Todes!«

7.

Im Licht der starken Scheinwerfer hatten sie am Abend alle Pläne und Skizzen studiert, die während der Grabungsarbeiten angefertigt und mehrfach ergänzt worden waren.

Erst ein Teil der Anlage war freigelegt, mehrere ineinander übergehende Gebäude, die insgesamt eine ovale Form ergaben. Die Osthälfte war verschüttet. Branson und seine Leute hatten an mehreren Stellen vorzudringen versucht, waren aber jeweils gescheitert. Mehr als ein paar kleine Statuetten hatten sie aus dem unzugänglichen Bereich nicht bergen können.

Die Nacht war ruhig verlaufen, wenngleich Tom wiederholt bemerkt hatte, dass der Professor mit einer kleinen Handlampe durch die Räume geisterte. Doch er hatte sich nicht dazu aufraffen können, dem Grabungsleiter zu folgen. Seit dem Abflug von Hiva Oa hatte er nicht mehr als ein paar Stunden unruhigen Schlaf gefunden.

Mittlerweile war es 10 Uhr Ortszeit. Dass Branson kaum ein Auge zugemacht hatte, war ihm nicht anzusehen. Was bedeutete: Er sah nicht schlechter aus, als er es ohnehin schon tat. Sie standen im Innenbereich.

»Seit über einer Woche gibt es hier kein Weiterkommen.« Bransons fahrige Geste galt einer mit Motiven übersäten Wand. »Die meisten dieser Zeichen und Symbole sind unbekannt und lassen sich nicht zuordnen.« »Was ist mit dem Versuch einer zeitlichen Datierung ...?«

Branson hörte gar nicht zu. Mit den Fingerspitzen glitt er über mehrere Hieroglyphen hinweg. »Diese Wand erzählt eine Geschichte«, sagte er leise. »Sie muss sehr umfangreich sein. Immerhin habe ich die vier Bäume gefunden, auf denen die Ecken des Universums ruhen, ebenso den Weltenbaum. Alle diese Symbole werden vom Alten Feuergott beherrscht. Dazu gibt es Zeichen, die Sternkonstellationen sein könnten...« »Konstellationen lassen sich berechnen und überprüfen.«

»Natürlich«, erwiderte Branson heftig. »Aber erst, wenn nichts anderes weiterhilft. Keine Stunde eher.« »Warum bin ich hier, Seymor?«

Gestern hatte Branson eine ähnliche Frage geflissentlich überhört.



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